Es ist äußerst selten, dass wir überlegen, einen Auftrag für eine Edelstahlarbeitsplatte wegen dessen Kompliziertheit abzulehnen. Hier waren wir nahe dran.
Als wir die allererste Zeichnung für die Angebotserstellung erhielten, sah alles ziemlich einfach aus, Edelstahlarbeitsplatten für L-Küchen, selbst für U-Küchen haben wir bereits einige verkauft. Auch wenn es ich um eine U-Küche mit einseitiger Verlängerung handelt. Mit der entsprechenden digitalen Messung vor Ort sollte das zu machen sein, dachten wir.
Eine solche Messung wird sowohl digital als auch traditionell vorgenommen. Dadurch kann alles direkt vor Ort kontrolliert werden. Wir erhalten eine Datei als Zeichnung zur weiteren Bearbeitung. Trotzdem können eine Reihe von Fragen auftreten, die wir dann auf den bei der Messung genommenen Fotos direkt notieren. Dadurch können keine Missverständnisse aufkommen.
In Stockholm arbeiten wir mit der Firma IMM zusammen. Nachdem Leif mir die ersten Fotos und die Datei geschickt hatte, wussten wir, dass das hier nicht so einfach werden würde wie wir dachten. Kein Winkel war 90 Grad. Die Wände waren alle schief. Und was überhaupt noch nicht beachtet wurde, mitten in die Arbeitsplatte reichte ein Pfeiler hinein, welcher ausserdem noch abgerundete Ecken hatte. Das passierte leider erst während man die Küche aufbaute. Selbstverständlich stand der Pfeiler immer noch am gleichen Platz wie zuvor. Jedoch wurde die Küche etwas anders gebaut als man erst dachte. Und das kam vorrangig wegen der schiefen Wände zustande. Preisjustierungen ließen sich hier nicht vermeiden, wenn alles wirklich so werden sollte wie vom Kunden gewünscht.
Nachdem wir die Preise neu verhandelt hatten und auch die Zeichnungen ein erstes Mal bearbeitet hatten gab es noch eine Menge Fragen. Leif musste noch einmal einige Ecken nachmessen. Alles war eben doch bedeutend mehr komplex als alle ahnten. Und nach vielen Stunden des Zeichnens und Durchrechnens waren wir uns sicher. Jetzt kann die Produktion gestartet werden.
Eine solch grosse Arbeitsplatte konnte nicht in einem Stück hergestellt werden. Das wäre zwar möglich gewesen. Jedoch weder der Transport noch das Hineintragen in die Küche wären machbar gewesen. Die Arbeitsplatte wurde deshalb in drei einzelnen Teilen hergestellt, welche vor Ort von Handwerkern des Kunden miteinander verschraubt wurden. Es handelt sich dabei um Haarfuge wo Edelstahlblech gegen Edelstahlblech zu liegen kommt.
Der Kunde war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Und davon durften wir uns einige Monate später selbst von überzeugen und diese Fotos machen. Die Küche wurde von einem Architekten gezeichnet, mit IKEA Metod Schränken als Basis.
Das Wohnzimmer und die Küche in dieser relativ kleinen Stockholmer Wohnung gehen ineinander über. Und mit der Edelstahlarbeitsplatte werden die Räume in gewissem Sinne zusammengehalten. Und der Pfeiler steht immer noch mitten drin.
Oben sehen Sie zwei der drei Haarfugen, welche es erst möglich machten, dass die Arbeitsplatten überhaupt in die Küche in der 3. Etage hineingetragen werden konnten.
Dadurch, dass der Pfeiler abgerundete Ecken hatte, konnte man hier nicht einfach den Edelstahl abkanten. Der Radius musste aufgenommen werden und ein entsprechender Streifen Edelstahlblech angeschweisst werden.